Herrliche Ski-Mondscheinabfahrten mit Biwak im Rofan
Das Jahr 1974 sollte ganz „steil“ beginnen. Ein richtiges, kaltes Biwak a´ la Guido Lammer und nächtliche Skifahrten im Rofan erschienen für uns drei Freunde der Auftakt dafür zu sein. Einen Lawinenpieps kannten wir noch nicht, aber zur Sicherheit hatten wir uns dazumal mit Lawinenschnüren von ASMÜ (heute Sporthaus Schuster in München) von 20m Länge ausgerüstet. Nicht zu vergessen sind die Kohla Spannfelle und auch die legendäre „Silvretta Saas – Fee“ Bindung.
Es war schon dunkel, als wir drei die Erfurter Hütte gegen 17 Uhr verließen. Verschwunden waren die Massen, die die Umgebung unsicher machten. Jetzt waren wir allein. Kurz vor 18 Uhr waren wir am Krahnsattel, wo uns bereits der Vollmond begrüßte. Rasch querten wir die Hänge unterm Grubalackenspitz und gelangten so zur Grubascharte, unserem vorläufigen Rucksackdepot. Einsamkeit, nur der eisige Wind pfiff uns um die Ohren. Die gespannten Kohla-Felle flatterten an den Skiern, während wir uns eine kurze Pause am Schartl genehmigten. Da es noch viel zu früh war ein Biwak zu beziehen, beschlossen wir vorerst den Rofanspitz zu besteigen. Um 19 Uhr 30 waren wir oben. Lange verweilten wir dort. Die großartige Fernsicht und die beeindruckende Mondnacht fesselten uns. Wie oft hatten wir dort droben schon verweilt? Unzählige Male – aber noch nie war diese Gipfelstunde so intensiv. Anschließend erfolgte eine herrliche Abfahrt über Harsch zur Grubascharte. „Wie wäre es, wenn wir dem Lackenspitz einen Besuch abstatten würden“, war nun der Tenor. Zuerst ein bisschen Ski, dann eine kurze Kletterei? Ha! diese Nacht hat´s in sich. Um 21 Uhr 30 sind wir am Gipfel. Wenig später steigen wir über den überwechteten Grat wieder ab. Das Abklettern auf der Mondschattenseite gestaltete sich trotz der geringen Schwierigkeit als gar nicht so einfach. Auf der Scharte unten angekommen, lud uns förmlich die tolle mondbeschienene Roßkopf- Südostflanke zu einer weiteren Aktion ein. Um 23 Uhr sind wir auf seinem Ostgipfel. Es ist hier so hell, dass wir ohne Mühe eine Zeitung lesen könnten. Es folgte eine tolle Abfahrt auf prima Harsch. Nun lockte auch noch die Haidachstellwand, die im gleißenden Mondlicht da stand. Die kurze Abfahrt zum Krahnsattel erfolgte und dann der Aufstieg über die steile Flanke zum Stellwand-Gipfel. Oben kurze Rast und nach der „bockige“ Abfahrt von der Haidachstellwand eilten wir wieder unserem Biwakplatz auf der Grubascharte, die wir erst reichlich spät nach Mitternacht erreichten zu.
Dort bereitete ich reichlich Teewasser auf meinem legendären Phoebus-Benzinkocher zu. Da wir ein besonders „hartes“ Biwak wünschten, hatte z.B. Bernhard vor, nur auf den Skiern zu schlafen, was er allerdings am Morgen bitter bereute. Ich hingegen schlief nur in der Daunenweste und auf dem obligaten Zdarsky Sack als Unterlage. Erfahrungsgemäß stopfte ich mir meine Lodenhose mit 2 Tageszeitungen aus. Die „Lowa Eiger Triplex“ hielten die Füße sowieso warm. Nach dem traditionellen Abkochen am Morgen (es gab Tee und Knorr Erbswurstsuppe) bei beißender Kälte zogen plötzlich bleigraue Wolken von Westen her auf. In den Vormittagsstunden des Dreikönigstages 1974 fuhren wir im Schneetreiben dem Tal zu.