Pik Rasdelnaja 6180m

Published by Klaus Brandmaier on

Ergänzung zum Bericht Pik Lenin

Einen kleinen Einblick in die Strapazen des Höhenbergsteigens bekam ich 1995 bei einem Besteigungsversuch am Pik Lenin in Kirgistan. Am Weg zum Lager drei musste ich umdrehen. Zurück im Lager 2 war ich dann so erschöpft, dass ich erst nach einiger Zeit in der Lage war mir die Steigeisen auszuziehen und eine Kleinigkeit zu essen. Der unmittelbar zwingend folgende Gang zu einer Spalte wurde beinahe zum Überlebenskampf.

Ohne den schweren Rucksack konnte ich trotzdem am nächsten Tag den Pik Rasdelnaja, den 6180 Meter hohen Vorgipfel des Pik Lenin erreichen.

Silvia, Much, Hans, Walter und Franz Müller aus Katzeldorf (NÖ) sind bereits am Vortag von ihrem Zwischenlager unter dem Rasdelnaja zum weiter oben gelegen Lager 3 aufgestiegen und am nächsten Tag zum Gipfel. Ich konnte sie vom Rasdelnaja aus noch in der steilen Flanke am Pik Lenin beobachten. Soweit es auf die Entfernung zu erkennen war, hatten sie auch ganz schön zu kämpfen. 

Der Seilpartner von Franz, Günter Jakubetz aus Wiener Neustadt, ist am Vortag vom Lager 2 infolge einer Höhenkrankheit panisch allein ins Basecamp unter der Zwiebelwiese abgestiegen und wurde von dort auf wunderbaren Wegen sogar bis Moskau in ein Spital weitertransportiert. Erst ein Jahr später sollte ich ihn bei einer gemeinsamen Skitour auf die Eidechsspitze wieder sehen.

Silvi, seit kurzer Zeit Gattin von Much, Walter, Hans und Franz erreichten den Gipfel und kamen wohlbehalten, aber ziemlich fertig nach 2 Tagen an der Zwiebelwiese an. Bis zum Pass der Reisenden bin ich ihnen nach meinem einsamen Abstieg entgegen gegangen. Sie hatten ganz schön zu schleppen, da ich vorsichtshalber die Zelte von Lager 1 und 2 stehen lassen musste.

Bei meinem Abstieg erlebte ich intensiv die Einsamkeit inmitten dieser gewaltigen Berge. Diese Erfahrung – mit fast nichts auskommen zu müssen – hat mich geprägt. So musste ich z.B. erfahren wie wichtig ein Löffel ist. Er ist mir weiter oben abhanden gekommen. Der selbstgeschnitzte Ersatz aus einem Stück Holz, das ich am Gletscher gefunden hatte, war dann auch nicht das Gelbe vom Ei.

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