Wenn das Wetter einmal nicht so mitspielt wie man es als Bergler gerne hätte, und die Uni auch keinen Stress macht, ist eine meiner Lieblingsbeschäftigungen zuhause im Führer meines Vater zu schmökern. Da ich im Gebiet der Kalkkögel noch keine Touren kannte, wollte ich mich nicht überfordern und suchte nach ein paar 4er Touren. Die Wahl des Kletterpartners war euch eine Überlegung, da mein Bruder die Hände mit Ausbildung voll hatte und Andi, mein Go-to Alpinpartner, den Kögeln schon vor Jahren abgeschworen hatte. Demnach fiel die Wahl auf meine beste Freundin, welche zwar schon klettert, jedoch im alpinen Raum keinerlei Erfahrungen aufweist.
Am 18.07.2021 war es dann soweit. Johanna und ich brachen zur Marchreisen auf. Schon vom Parkplatz der Lizum aus ist die Nordwand sehr imposant, weshalb unsere Aufregung und Freude regelrecht durch die Decke ging. Der Einstieg ließ auf sehr schlimmen Bruch schließen, da auf den Platten zum Riss nur loses Gestein lag. Mit der ersten Seillänge verflogen dann aber jegliche Sorgen, da zum Einen 4 gute Haken stecken und zum Anderen die Kletterei im besten rauen Kalk ist, was einfach nur Spaß macht. Bei den nächsten paar Seillängen orientiert man sich einfach Richtung Horizont und sucht in der Umgebung nach den feinsten, festesten Kletterstellen. Die Ausstiegslänge ist dann noch einmal purer Spaß und Freude, denn der Blick nach oben macht einem zu denken: “Da soll ein 4er durchgehen?“ Die „Schlüsselstelle“ ist ein Meter über dem Band, also kann man einfach mal probieren, ohne große Konsequenzen, was beim Alpinklettern ja sehr selten vorkommt. Danach noch einen lässigen Querer in die Verschneidung und mit ein wenig ausspreizen ist man dann schon oben am Stand. Durch Geröllfelder nun einfach immer in gerader Linie hoch zum Gipfel.
Johanna und Ich konnten es kaum fassen, endlich eine Tour in diesen lässigen Kögel gegangen zu sein. Vor allem schreibt mein Vater in seinem Führer: “Brüchiger Kalkkögel Klassiker“, was außer dem Zustieg, wirklich nicht so schlimm war wie es sich anhört.