Margreiter Raimund

Published by Walter Spitzenstätter on

Dr. Raimund Margreiter   80 Jahre

Auf der Umbrüggler Alm trafen sich die Gipfelstürmer um ihren Kameraden „Manni“ Margreiter gebührend hochleben zu lassen, der heuer seinen runden Geburtstag feiern kann. Aus allen Richtungen kamen die Freunde zusammen, die unserem Kameraden neben den Glückwünschen auch einen spannenden Rückblick auf sein vielseitig erfolgreiches Leben in Erinnerung riefen.

Besonders interessant wurde es, wenn Raimund seine teils unglaublich kühnen Unternehmungen durch Einzelheiten ergänzte, die vor allem unsere jungen Mitglieder noch nie gehört hatten. Auch von unseren Topkletterern, die sich bis zum 10. Schwierigkeitsgrad zu bewegen imstande sind, gab es staunende Bewunderung für die pionierhaften Unternehmungen im Bereich des Wildwasserpaddelns.

Wildwasser in Ceylon

Raimund Margreiter hat als erster Kanute den Oberlauf des Amazonas auf 1500 km allein mit einem Kajak befahren. Nachdem er den Rio Nupe als den wahren Quellfluss des Amazonas identifiziert hatte – was auch von peruanischen Fachleuten anerkannt wird – und mit dem Rio Lauricocha den Maranon bildet, hat er diesen von 3.800 m Seehöhe durch eine größtenteils unbewohnte etwa 700 km lange Schlucht bis hinunter ins Amazonasbecken in 280 m alleine  erstbefahren, nachdem er auf den ersten 80 km von Wolfi Nairz zu Land begleitet worden war.

Auch im Himalaya war Raimund mit Tiroler Wildwasserspezialisten auf abenteuerlichen Paddelstrecken im Einsatz. Hier wurden 730 km Wildwasser im Bereich von Gilgit, Hunza, Astor und Indus erstbefahren und das Karakorum bis hinunter in die pakistanische Tiefebene durchquert. Die organisatorischen Schwierigkeiten der 1970er Jahre konnten Margreiter damals nicht von der schließlich erfolgreichen Durchführung der Paddelexpedition abhalten.

Raimund war als ausgezeichneter Alpin-Skirennläufer bekannt, der sich nach dem Beitritt zur alpinen Gesellschaft Gipfelstürmer mehr und mehr für alpinistische Unternehmungen interessierte. So hatte er 1969 an der Tiroler Andenexpedition zum Yerupaja teilgenommen, die zum 100 Jahr Jubiläum des Alpenverein Innsbruck gestartet wurde. Reinhold Messner und Peter Habeler waren damals erstmals auf Expedition mit dabei.

Rechts Margreiter bei der Hindukudch Expedition

Neben der Teilnahme an der Hindukusch-Expedition zum Tirich Mir, war Margreiter auch bei der überaus erfolgreichen österreichischen Mt. Everest Expedition 1978 als Arzt tätig. Seine chirurgischen Maßnahmen haben einen Sherpa nach einem schweren Unfall gerettet und vor nachhaltigen Schäden bewahrt. Dass schließlich für Raimund die Möglichkeit eines Gipfelganges trotz realistischer Verhältnisse versagt geblieben ist, lässt auch heute noch eine wehmütiges Glänzen in seinen Augen erkennen, wenn er die damaligen Ereignisse schildert.

Ölz und Margreiter am Mt. Kenia bei Übernahme Judmaier

Als Mitglied der interkontinentalen Bergrettungsaktion am Mount Kenya, als wir Dr. Gert Judmaier aus einer Höhe von 5000 m nach 7 Tagen mit seiner schweren Verletzung noch lebend zu Tal bringen konnten, war Raimund Margreiter als Arzt an wichtiger Position im Einsatz. Besonders gut erinnerlich ist ihm der letzte Abschnitt der Wandbergung, bei der er mit Gert Judmaier in der Trage, am Seil die letzten 150 Meter bis ins Kar hinuntergelassen wurde. Es war um Mitternacht, die Trage hatte sich immer wieder in den Rissen und Kaminen verhängt und musste äußerst „unsanft“ wieder frei gezerrt werden, um die Abseilfahrt fortsetzen zu können. Die schmerzverzerrten Flüche von Gert klingen Raimund immer noch in den Ohren, wenn er von diesen abschließenden Eindrücken der Bergung berichtet.

 

Neben vielen Ski- und genussvollen Klettertouren, stand Raimund auf drei Siebentausendern und auf mehreren Sechstausendern. Seine alpinistischen Ambitionen musste Raimund stark zurückschrauben, nachdem er sich entschlossen hatte sich ganz und gar der Faszination der Transplantationschirurgie zu verschreiben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Meriten von Dr. Raimund Margreiter auf dem Gebiet der Medizin darzulegen, steht mir weder zu, noch ist dies erforderlich – zu eindrucksvoll waren stets die Sensationsmeldungen von immer wieder neuen Erfolgen, die von Raimund Margreiter und seinem Team an der Innsbrucker Universitätsklinik an die Öffentlichkeit drangen, als dass diese im Einzelnen wiederholt werden müssten.

Lediglich die Erinnerung an, die für Österreich so denkwürdige erste Herz-Lungen-Transplantation in Innsbruck, möchte ich erwähnen, bei der ich als Fotograf anwesend sein durfte. Unglaubliche Eindrücke von den komplexen Zusammenhängen aller Vorgänge dieser Großoperation, die über die ganze Nacht angedauert hatte, haben sich dabei ergeben. Wie ein unbedeutendes Nichts bin ich mir vorgekommen, als ich um 7h früh mit dem Fahrrad nach Hause gefahren bin.

Herztransplantation

Der Verkehr rund um mich und der Alltagstrubel war plötzlich so unwesentlich und klein im Verhältnis zu dem soeben Erlebten, wo tatsächlich einem Hirntoten das Herz und die Lunge entnommen und an einen, ansonsten zum Sterben verurteilten, Patienten übertragen wurde.

Nicht nur seine Bergkameraden, sondern alle Menschen, die von der ärztlichen Kunst und den Ratschlägen von Raimund Margreiter profitiert haben, gratulieren zum runden Geburtstag und wünschen dem Jubilar noch viele schöne Jahre im Kreise seiner Familie und seiner Freunde.

Walter Spitzenstätter

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Walter Spitzenstätter

Walter Spitzenstätter

Walter ist als Tourenwart dafür zuständig, dass am Ende jeden Jahres die Tourentätigkeit unserer Mitglieder erfasst und archiviert wird. Dabei ist er auf den Fleiß der Kameraden angewiesen, die ihre Bergfahrten aufschreiben und als Liste abgeben sollten. Die meisten machen sich die Mühe und halten die Erfolge des Jahres fest, damit auch unsere Nachkommen noch erfahren können was in unserer Zeit im alpinen Bereich geschehen ist.