Gran Paradiso (4061 m) – Skitour auf den höchsten Italiener

Published by Klaus Plattner on

Der höchste Gipfel der Grajischen Alpen und – neben der Barre des Écrins – einziger Viertausender der Südalpen ist ein wahrhaft majestätischer Berg. An topographischer Prominenz steht er unter den Viertausendern der Alpen an sechster Stelle. Nur der Mont Blanc, der Monte Rosa, das Finsteraarhorn, der Piz Bernina und die Barre des Écrins weisen eine höhere Prominenz auf. Hinzu kommt die grandiose zentrale Lage: Im Nordwesten und Norden befinden sich die Berge des Montblanc-Massivs und die Viertausender von Matterhorn bis zur Monte Rosa, im Westen die Dreitausender der Vanoise und der Dauphiné, und schließlich ist im Süden über dem Dunst der Poebene in der Ferne sogar der Monviso zu sehen.

Die Hochtour begann am Freitagnachmittag in Pont am Ende des Valsavaranche. Vom Parkplatz ging es zunächst in südlicher Richtung einen guten Kilometer taleinwärts. Der Gran Paradiso ist vom Tal aus noch nicht zu sehen, aber der eindrucksvolle Becca di Monciair ist im Blickfeld. Der Hüttenweg zur Rifugio Vittorio Emanuele II, der zunächst linke Hand steil in den Wald führt, ist insbesondere im unteren Teil liebevoll angelegt, immer wieder sind Stellen mit Natursteinen gepflastert und befestigt. Nach einigen Serpentinen oberhalb der Baumgrenze legt sich das Gelände zurück, und wir passieren die Ruine der Alm Lo Tsante auf 2340 m, von hier geht es noch 400 Höhenmeter in östlicher Richtung zur Hütte. Die Rifugio Emanuele II liegt in aussichtsreicher Lage an einem kleinen See mit eindrucksvollem Blick auf Tresenta, Chiarforon und Becca di Monciair; der Gran Paradiso ist aufgrund der Felsabbrüche, die von der Becca di Moncorvé kommen, nicht zu sehen.

Tag1: Pont – Rifugio Vittorio Emanuele II
Nach langer Anfahrt ins Aostatal erreichten wir gegen 17 Uhr den großen Parkplatz am Ende der Straße in Pont. Leider waren die Niederschläge in der Region sehr bescheiden und so begann der Start der Tour mit Ski am Rucksack
Zunächst über die Brücke direkt beim Parkplatz und dann flach den Bach entlang bis zum Rifugio Tetras Lyre. Der Weg durch den Wald war schneefrei und wir folgten dem Wanderweg zur Rifugio Vittorio Emanuele II in vielen Serpentinen hinauf. Gegen 19:15 Uhr erreichten wir die Hütte und bekamen ein 4er Zimmer für uns allein. Nach dem Abendessen ging früh ins Bett, da wir gegen 7 Uhr am nächsten Morgen loswollten.

Tag 2: Rifugio Vittorio Emanuele II – Ghiacciaio del Gran Paradiso – Gran Paradiso
Ursprünglich wäre geplant gewesen, erst auf die La Tresenta zu gehen, und den Gran Paradiso am Sonntag zu machen. Da das Wetter für den Samstag allerdings perfekt aussah, und der Sonntag eher unsicher erschien, entschieden wir uns, lieber doch schon am Samstag auf den Gran Paradiso zu gehen. Nach dem Frühstück legten wir um 7:00 Uhr los. Der Schnee war wie erwartet hart gefroren und dennoch ließ es sich bestens gehen. Zunächst quert man von der Hütte nach Norden, steigt dann eine erste Steigung hinauf und folgt nun unterhalb der markanten Moräne der erkennbaren, besten Spur hinauf zum Gletscherbruch. Bis hier alles einfach und kaum zu verfehlen.

Durch den Gletscherbruch führte der Weg weit links hinauf auf den Gran Paradiso Gletscher. Von Spalten war weit und breit nichts zu sehen, und so sparten wir uns das Anseilen.

Es lag noch viel Schnee und die Schneedecke war pickelhart gefroren. Der Aufschwung zur Becca di Moncorve war dann recht steil und es war hier keine Spur mehr. Das Ganze war recht mühsam und kostete uns einiges an Zeit.

Weiter ging es über den Gletscher unter den Felssporn Il Roc und hinauf unter den Bergschrund kurz unterhalb des Gipfels. Am Skidepot deponierten wir die Ausrüstung, und legten die Steigeisen an.

Wir gingen ab nun am Seil. Bohrhaken am Anfang und Ende der Schlüsselstelle, ermöglichten ein optimales Sichern. Die Querung unter dem Gipfel ist ausgesetzt, es sind jedoch gute Tritte und Griffe vorhanden. Am Gipfel bei der Madonna freuten wir uns auf dem höchsten Italiener zu stehen.

Der Mont Blanc und viele weitere umliegende hohe Gipfel konnten bei Traumwetter bestaunt werden.

Bei der Abfahrt, im obersten Teil war der Schnee noch hart, und nicht wirklich ein Vergnügen, es ging aber recht flott und ganz gut nach unten. Es dauerte nicht lange und Firn stellte sich ein. Ab diesem Zeitpunkt war es nur noch eine großartige Abfahrt. Sodann folgte der Gletscherbruch, über den wir eigentlich ziemlich direkt abfuhren und dann war auch schon bald wieder die Hütte erreicht.

Den Nachmittag genossen wir auf der Terrasse mit Bier und wunderschöner Aussicht.

Tag 3:Rifugio Vittorio Emanuele II – Pont
Ich wachte gegen 6 Uhr auf. Ein Blick aus dem Fenster verhieß starken Wind und hohe Bewölkung. Nach kurzem Überlegen, ob wir noch auf die La Tresenta gehen sollten, ging es zunächst wieder ab ins Bett und schliefen bis 8 Uhr. Nach entspanntem Frühstück, wobei die Hütte nun wie ausgestorben war, entschieden wir uns endgültig auf den Gipfel La Tresenta zu verzichten und direkt abzusteigen. Die Ski kamen wieder an den Rucksack und durch den Wald ging es einfach zu Fuß auf dem Sommerweg wieder nach unten zum Parkplatz in Pont.
Nach einem Zwischenstopp am Gardasee bei 20 Grad und einer Pizza ging es wieder zurück nach Innsbruck. Trotz der geringen Schneelage im unteren Bereich, war es ein traumhaftes Osterwochenende.

Categories: Skitouren