„Car to Vino“
Es wird ja gerne von der „Car to Car“ Zeit gesprochen, aber viel entscheidender ist ja wohl, wann man nach einem langen Klettertag endlich sein Glas Wein in der Hand hat. Zumindest für uns, nicht so verbissene Kletterer.
Aber mal von Anfang: Das Wochenende nahte wieder und der Wetterbericht für Nordtirol meldete Regen für die nächsten Tage. So wurde der Wetterbericht der Umgebung gecheckt und nachdem ab Sonntag in den Dolomiten Sonne gemeldet war fackelten wir nicht lange und luden unser Kletterzeug Samstagnachmittag ins Auto bevor es kurzerhand in den Süden ging.
Im Pustertal kehrten wir beim Lodenwirt auf eine Pizza ein und fuhren anschießend nach Malga Ciapela. Hier schmissen wir unser ganzes Zeug auf den Fahrer- und Beifahrersitz, um es uns auf unseren Isomatten im Heck des Autos einigermaßen gemütlich zu machen. Den Wecker gestellt, kuschelten wir uns auch schon in unsere Schlafsäcke. Kurz nach 04:00 wachten wir das erste Mal auf und realisierten dass wir unseren Wecker um zwei Stunden gekonnt verschlafen hatten. Was nun? Nach Überlegungen für Alternativen und keinem zufriedenstellenden Ergebnis, entschieden wir uns dafür unseren Plan trotzdem durchzuziehen. So wurde ein Kaffee aufgestellt und zwei Nutella Brote verzehrt. Um kurz nach 05:00 marschierten wir anschließend in Richtung Falierhütte und weiter zum Einstieg der „Vinatzer-Messner“.
Um 08:00 startet schließlich die Seilschaft „Egger-Zörer“ in die Tour. Spät aber doch! Bereits in der vierten Länge treffen wir auf eine australische Seilschaft, welche uns kurzeitig einbremst, wir aber schließlich überholen können. Nun geht es Länge für Länge in bestem Marmolada-Fels hinauf. Immer wieder denken wir an Ottis und Walters erste Winterbegehung dieser Tour und sind einfach nur beeindruckt von solch einer Leistung zu dieser Zeit!
Kurz vor 13:00 erreichen wir schließlich das große Band. Nach einem Riegel und einem Schluck Wasser geht es schon wieder weiter. Denn auch wenn uns die australische Seilschaft fast eine Stunde Zeit gekostet hat, ist unser Ziel immer noch die Bahn zu erwischen. Also nichts wie weiter!
In der Messner-Route ließ die Hakendichte deutlich nach, dafür wurde der Fels noch besser. Eine Platte herrlicher als die andere. Kalkgenuss maximus! Schließlich stehen wir vor der „Messner-Platte“ der Marmolada und ich bin wieder mal dran diese zu bezwingen. Nach einer kurzen Linksquerung geht es gerade durch die steile Platte zum Hängestand, welche sich jedoch problemlos auflöste. Weiter gings! Nach ein paar leichten Plattenlängen gelangen wir über die Rampe zur „Headwall“. Die Zehen schmerzen bereits, also nix wie rauf! Egon ist am Zug und meistert diese Länge ebenfalls ohne Probleme. Noch eine Länge und wir stehen am Grat. Gipfelsprint!
Nach ca. 9h Kletterzeit stehen wir nach einer Traum-Tour glücklich am Gipfel. Zu unserer Enttäuschung jedoch, haben wir die letzte Bahn um 30min verpasst und so ging es über den Gletscher hinab zum Passo Fedaia und per Autostopp retour nach Malga Ciapela. Die Rucksäcke ins Auto geworfen, fuhren wir auch schon in Richtung Sellajoch, wo am Weg in Alba, schließlich bei Pizza und Vino unsere Tour endete. Unsere „Car to Vino“ Zeit betrug somit 15:00h.
Am nächsten Tag schliefen wir erstmal gemütlich aus, bevor ein Kaffee aufgestellt wurde und wir uns bei einer heißen Tasse den Trubel am Sellajoch anschauten. Man glaubt gar nicht was man hier innerhalb einer Tasse Kaffee alles zu sehen bekommt. Besser als jedes Kino!
Zu Mittag kamen wir schließlich auch mal in die Gänge und spazierten gemütlich in Richtung Piz Ciavazes. Diesmal wollten wir jedoch eine Tour im oberen Teil klettern und so fiel die Auswahl auf die „La Lavagna“. Eine herrliche Tour die bis auf zwei Längen besten Fels bietet. Gerade die zwei letzten Seillängen In der „La Lavagna“ (zu Deutsch „Die Tafel“) sind phänomenal und bilden ein grandioses Finale.
Vom Sellajoch ging es nun ins Fassatal, wo wir uns nach einem Teller Nudeln gut gestärkt zur Ruhe legten. 06:00 klingelte der Wecker – heute hörten wir ihn – wir drehten uns trotzdem nochmal in unseren Schlafsäcken um. Nach einer Banane und Kaffee, mehr hatten wir nicht mehr, wanderten wir gemütlich in Richtung Gardecciahütte. Dort tranken wir nochmal einen Espresso, um die Maschinen in Gang zu bekommen und aßen ein Brioche con Crema. Gut gestärkt ging es nun weiter zum Einstieg der Direkten Ostwand „Steger“ an der Rosengartenspitze. Diese brachten wir trotz zwei Verhauern von Egons Seite, ein Problem, das wir bereits aus zu leichten Touren für Egons „Ärmel“ kennen, recht schnell hinter uns.
Nach einer kurzen Gipfelpause ging es hinab zur Santnerpasshütte und über die Gartlhütte retour ins Fassatal. Aufgrund des Staus im Fassatal wurde beim erstbesten Supermarkt angehalten und zwei Wurstsemmeln verdrückt. Nach unserer kurzen Jause hatte sich der Stau auch allmählich gelichtet und nun ging es im Raketenmodus mit knapp einer Stunde Verspätung in alter Manier zum Kneipenabend.