Kurt Schoißwohl vulgo “Gaga”

Published by Walter Spitzenstätter on

Kurt Schoißwohl – ein Edelstein der Gipfelstürmer-Geschichte

Unser Freund Kurt hatte viele Merkmale, die einen besonderen Menschen ausmachen. Er verstand es, seine Begabung auf geistiger Ebene derart zu nutzen, dass er sich dem Studium der Mathematik widmen konnte und dieses Wissen später auch in seinem Beruf als Mittelschulprofessor für viele seiner Schüler nutzbringend und effizient weiterzuvermitteln imstande war.

Dass Kurt als Pädagoge auch mit der Leitung des akademischen Gymnasiums betraut wurde und ebenso mit der Austragung der österreichischen Mathematikolympiade, zeugt von der außergewöhnlichen Reputation, die er im Bildungswesen und in der Wissenschaft erreicht hatte.

Kurt hatte auch die Musikalität seines Vaters geerbt. Durch konsequente Übung hatte er sich zu einem ausgezeichneten Klavier- und Orgelspieler entwickelt. Seine Vorliebe für Bach erklärte er für uns „Verständnislosen“ einmal so: „Es ist einfach wunderbar in der Kirche einen derartigen Lärm machen zu dürfen . . .“

Bei aller geistigen Kompetenz war die Persönlichkeit von Kurt jedoch besonders stark geprägt vom Drang körperliche Leistung zu liefern. Die Tatsache, dass er von Jugend an mit dem Alpinismus in Berührung gekommen war, hatte wohl den größten Einfluss auf seine Lebensgestaltung. Besonders hierbei zeigte sich die unglaubliche Härte, die er sich selbst gegenüber anzuwenden imstande war, wenn es galt ein gestecktes Ziel zu erreichen. Gleichermaßen wie auf der geistigen Ebene, war Kurt in der Lage alles zu geben, sich völlig zu verausgaben, an die absolute Grenze zu gehen und manchmal auch darüber hinaus.

Es scheint so, als hätte das Schicksal zu all den Begabungen auch noch eine besonders hohe Portion Glück vorgesehen, das ihm oftmals in fast auswegloser Situation stets zur Seite gestanden ist. Wie die sprichwörtliche Katze mit den sieben Leben, konnte sich Kurt auch nach schwersten Verletzungen immer wieder erholen und weiter seinen geliebten Klettersport betreiben.

Es scheint auch so als hätte das Schicksal sein Ende derart gestaltet, dass die Vorstellung vom erwartbaren Unfalltod des Extremsportlers, nicht Realität werden sollte. Stattdessen hat sich ein langsamer Rückzug aus seinem erfüllten Leben ergeben. Während dieser Zeit hatten sowohl seine Angehörigen als auch wir Kameraden die Möglichkeit uns mit der Unverrückbarkeit der Fügung auseinanderzusetzen und uns dadurch besser auf den Abschied vorzubereiten, als es in der Folge eines Unfallgeschehens gekommen wäre.
Letztlich bleibt es doch ein tief empfundener Verlust, den wir so zu akzeptieren haben wie er uns auferlegt wurde. Kurt war und bleibt ein zentraler Pfeiler der Gipfelstürmer-Geschichte. Er war der Inbegriff von Tatendrang, von nicht enden wollendem Optimismus, von zielstrebiger Suche nach dem Außergewöhnlichen, von Leistung – und von urtümlicher, reiner und überzeugender Kameradschaft.

Es wird nicht möglich sein Kurt zu vergessen, zu stark ist die Erinnerung an all seine Aktivitäten in uns – sein Platz als Gipfelstürmer ist für immer gesichert.

 

Artikel innsbruck alpin 04-2023 (Robert Renzler)

 

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Walter Spitzenstätter

Walter Spitzenstätter

Walter ist als Tourenwart dafür zuständig, dass am Ende jeden Jahres die Tourentätigkeit unserer Mitglieder erfasst und archiviert wird. Dabei ist er auf den Fleiß der Kameraden angewiesen, die ihre Bergfahrten aufschreiben und als Liste abgeben sollten. Die meisten machen sich die Mühe und halten die Erfolge des Jahres fest, damit auch unsere Nachkommen noch erfahren können was in unserer Zeit im alpinen Bereich geschehen ist.