Sagwandspitze Mittelpfeiler – Couloir

Published by Ben Zörer on

Nach allgemeinem ausnüchtern vom Bogenfest, ging es für Lukas und mich am heurigen Pfingstmontag 20.05.2024 nochmal ins Valser Tal. Genauer gesagt an die Nordwand der Sagwandspitze. Bei unserem letzten Besuch vor knapp drei Wochen auf der Rampe, sahen wir, besser gesagt Lukas bereits den ganzen Winter, ein Couloir links des Mittelpfeilers welches am Ende wieder in den obersten Teil des Mittelpfeilers mündet. Da wir im Internet und diverser Führerliteratur etc. nichts zu diesem Couloir fanden, beschlossen wir uns dieses mal genauer anzusehen.

02:30 Treffpunkt Schönberg. Nach einem schnellen Kaffee ging es auch schon weiter zur Touristenrast in Vals. Im Schein unserer Stirnlampen stolperten wir in Richtung Sagwandspitze.

Zwei Stunden später wurden die Steigeisen angeschnallt und es ging auf bereits bekanntem Wege empor. Mutter Natur beschert uns dabei mit einem wundervollen Morgenrot. Kann wohl nur ein Traum Tag werden!

Wenig später standen wir, nachdem wir circa ein drittel der klassischen Nordwand Rampe geklettert sind, vor dem Couloir. Den ersten Teil konnten wir aufgrund des guten Styropor-Schnees noch seil frei klettern, bevor wir dann vor dem Fragezeichen unserer Unternehmung standen. Anhand der Bilder, die wir von diesem Jahr hatten und der vielen Lokalaugenscheine von Lukas, war nicht wirklich klar ob und wie man über diese Stufe kommt.

 

Mit den warmen Temperaturen der letzten Wochen hatte sich ein kleiner Eisfall über die Stufe gebildet. So bastelten wir einen Stand und los ging es. Obwohl Lukas das Schere-Stein-Papier Spiel gewann, überließ er mir, nachdem er sah, wie gerne ich diese Länge vorsteigen würde den Vortritt. Voller Elan stieg ich empor, bevor ich schnell feststellen musste, dass das Eis komplett losgelöst war und morsch. Somit war klar, dass wir hier nicht hochkommen würden. Etwas weiter rechts konnte ich ein paar Risse erahnen und versuchte dort mein Glück. Die ersten Meter waren gleich mal recht sportlich. Leicht überhängend, die Risse von Schnee und Eis befreiend ging es empor. Dieser Teil ließ sich erstaunlich gut absichern für Sagwandverhältnisse. Der obere Teil war dann zwar etwas weniger steil jedoch lies die Absicherung hier leider zu wünschen übrig. Nach etwas basteln und rummurksen schaffte ich schließlich den Übergang ins flachere Gelände. Mit einem Freuden-Jodler gab ich Lukas zu verstehen das ich Stand habe.

 

Auf diese Länge folgten 100m M3 Gelände, was wir aufgrund des guten Schnees schnell hinter uns hatten. Jedoch versperrten uns nun Schneepilze den Ausstieg aus dem Couloir. Diese konnten Lukas jedoch auch nicht mehr aufhalten. Langsam und ruhig arbeitete er sich, bedacht die Schneepilze zu umgehen um ein eventuelles Herabstürzen dieser zu meiden, den eingeschneiten Fels elegant empor und schließlich kommt das Kommando „Stand!“. Am Stand angekommen konnten wir unsere Freude wohl kaum verbergen und hatten beide einen Grinser im Gesicht.

Hier mündeten wir in den obersten Teil des Mittelpfeilers, welchen wir in fünf Längen fertigkletterten. Der Ausstieg aus der Wand erwies sich aufgrund der starken Überwechtung nochmal recht anspruchsvoll. Nach ca. 20min wühlen hatten wir die Wand endgültig hinter uns.

Um 11:24 standen wir schließlich am Gipfel der Sagwandspitze. Yeeeha!!! Nach einem schnellen Gipfel Selfie ging es auch schon über die Westflanke hinab in Richtung Zeischalm. Nach teils mühsamen einbrechen im Abstieg zur Zeischalm wanderten wir ab dieser am bereits trockenen Wanderweg hinab.

10 Stunden und 21 Minuten nach dem Aufbrechen standen wir wieder am Auto bei der Touristenrast. Wie es sich für solch eine Tour gehört, ließen wir diese bei Speis und Trank im Gasthaus ausklingen. Prost!

Info:

Womöglich Erstbegehung des Couloirs links des Mittelpfeilers bis Einmündung Mittelpfeiler. Falls jemand Infos dazu hat, würde es uns freuen, wenn er/sie uns das mitteilt!!!
Circa 300m, 1 Standhaken in der letzten Länge des Couloirs belassen.

Max. M6
1 Satz Friends 0,2 – 2
1 Satz Keile
Normalhaken
Pecker 

PS: Lukas gelang am Vortag eine Begehung der Nordwand Rampe in 4 Stunden und 18 Minuten –    Car to Car!!!

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